Bei uns zu Gast: Renate Tewaag – Präsidentin SI Deutschland

Im Vorgespräch – v.l.n.r. Dr. Martina Berg (Club Bonn-Bad Godesberg), Barbara Rammes, Regina Rosenstock (beide Club Bonn-Siebengebirge), Renate Tewaag, Dr. Ute Stenert (Club Bonn)

Zu Gast bei den Bonner Clubs:

Dr. Renate Tewaag, Präsidentin Soroptimist Deutschland (SID) zum Thema: Quo vadis SI Deutschland?

100 Jahre soroptimistisches Engagement! Was haben wir bisher erreicht? Was ist geblieben vom „Gründungsmythos“? Was ist unser Alleinstellungsmerkmerkmal? Stimmt (noch) die Balance im Dreiklang „Bewusstmachen, Bekennen, Bewegen“? Müssen wir unser Profil schärfen und nachjustieren? Darüber haben wir, die drei Bonner Clubs, diskutiert mit unserer SID-Präsidentin, Dr. Renate Tewaag, am 9. März 2021. Rund 90 Sorores waren der gemeinsamen Einladung der Clubs Bad Godesberg, Siebengebirge und Bonn im unmittelbaren Umfeld des Weltfrauentages, darunter zahlreiche Vertreterinnen der Clubs des Bezirks IV von SID, gefolgt. Der Apell unserer Präsidentin: Frauen müssen die Zukunft deutlicher mitgestalten!

Unsere SID-Präsidentin nahm uns mit auf eine spannende Reise, die uns von den Anfängen unser weltweiten Serviceorganisation in den USA über die Gründungsphase in Deutschland bis in die Gegenwart führte. Einführend stellte sie fest: „Am 21. Oktober 1921 wurde SI in Oakland von 80 Clubschwestern gegründet, die sich den Frauenthemen ihrer Zeit stellten: Frauen-Wahlrecht und freie Berufsausübung. Auch unsere Gründerinnen in Berlin stellten sich den gesellschaftspolitischen Anliegen ihrer Zeit und tauschten sich aus zu Themen wie Bildung, Kultur und Kunst. Sie waren mit heutigem Blick ‚frühe Influencerinnen‘. Und 2021 stellen sich Soroptimistinnen den Fragen und Herausforderungen einer globalen Welt.“ 

„Wir brauchen einen Systemwechsel“

Anders als vor 100 Jahren habe die Nachhaltigkeitsfrage eine besondere Dimension erhalten, so Tewaag. Auch sei das Bildungsthema zentral und die Digitalisierung zeige sich als gesellschaftlicher Prozess. Hier sieht die SID-Präsidentin Frauen gegenwärtig noch weit unterrepräsentiert: „Eine Aktivierung zur Mitgestaltung der Zukunft ist erforderlich.“ Künftig werden wir uns einer Vielzahl ethischer Fragen stellen müssen, zu denen wir als Serviceorganisation Stellung beziehen sollten, sagte die Präsidentin. Deutlich forderte sie: „Wir brauchen einen Systemwechsel, wir müssen dringlich aktiv werden in Fragen der Gleichstellung und Gleichberechtigung. Die Sorgearbeit muss umverteilt werden, der Arbeitsmarkt und das Steuerrecht (Stichwort Ehegattensplitting) müssen zeitgemäß angepasst werden sowie Aktionen zur geschlechtergerechten Gesundheit gestartet werden.“ 

In den Arbeitswelten gäbe es weiter große Unterschiede, „equal-pay“ sei flächendeckend nicht umgesetzt, und auch die Karriereentwicklungen divergierten. Hier könnten wir als Soroptimistinnen besser Einfluss nehmen. Notwendig dafür sei eine verstärkte Lobby-Arbeit. Tewaags Apell: „Wir müssen uns mehr vernetzen, wir brauchen Bündnispartner*innen, um unsere Stimme deutlicher zu erheben.“

Unsere SID-Präsidentin hat die Leitplanken aufgezeigt. Die Diskussionen und Aktionen werden in den einzelnen engagiert Clubs fortgesetzt. Wer die Zukunft mitgestalten will, sollte sich hieran orientieren: Bewusstmachen, Bekennen, Bewegen!

Unser herzlicher Dank gilt unserer SID-Präsidentin, Dr. Renate Tewaag!